Der Morgen in Loch Lomond verlief zum Glück friedlich. Benji lag beim Frühstück hinten bei Christoph auf dem Bett und die Mädels aßen vorne. So schien unser Kleiner deutlich entspannter zu sein. Die kostenfreien Duschen waren super und das Wetter passte auch endlich mal. Von Sonnenschein begleitet starteten wir gegen Mittag nach Glencoe - das Tal in dem zahlreiche Filme und Serien gedreht wurden. Um ein paar Beispiele zu nennen: James Bond Skyfall, Braveheart, Outlander, Hagrids Hütte (Harry Potter), Highlander 1 und 3 uvm. Die Fahrt ging zunächst immer am Loch Lomond entlang nach Norden. Der See ist 37 Kilometer lang und so hatten wir lange Zeit eine tolle Aussicht auf diesen.
Die Bergkulisse tat sich nach und nach vor uns auf und die Strecke wurde immer hübscher. Benji stellte sich auf dieser Fahrt sogar mit den Vorderpfoten auf die Küche und versuchte zu uns vor zu schauen. Das sah trollig aus, war allerdings nicht zielführend. Weiter einkürzen konnten wir seine Leine nicht, da wir ihm sonst zu viel Bewegungsspielraum nehmen würden. Am Loch Tulla machten wir eine Pause, um mit Benji Gassi zu gehen. Wir waren auch hier schon sehr angetan von der Landschaft.
Als wir wieder Einstiegen um Weiterzufahren, sprang Benji bevor er nach hinten gesetzt werden konnte, zu uns vorne in den Fußraum. Er sagte uns damit deutlich, dass er nicht hinten fahren wollte. Wir hatten tatsächlich genug Platz, um beide auf dem Doppelsitz zu sitzen und Benji zwischen den Beinen liegen zu lassen, so dass wir beschlossen es ihm zur Liebe so zu probieren. Der Kleine legte sich nach etwas Überzeugungsarbeit dann auch brav hin und schien sich deutlich wohler zu fühlen als hinten.
Glencoe toppte die Landschaft dann erneut. Wir sahen weites Tal, Seen, hohe begrünte Berge und eine kurvige Straße durch das Tal hindurch. Leider nur etwas regnerisch zu dieser Zeit. Wir fuhren zunächst nur durch, denn unser Ziel war erstmal das Glenfinnan Viadukt, noch weiter im Nordwesten Schottlands. Vielleicht würden wir später auf unserer Reise nochmal zum Wandern herkommen.
Ab Fort William wurde es voller und touristischer. Die Magie von Glencoe ging spätestens hier verloren. In der Nähe des Glenfinnan Viadukts angekommen, parkten wir auf einem nur wenige Minuten entfernten Parkplatz. Da es schon relativ spät war, wollten wir die Nacht hier verbringen, um am nächsten Morgen zeitnah dort sein zu können. Bei dem Viadukt handelt es sich unter anderem um die Eisenbahnbrücke, über die der Hogwarts Express aus Harry Potter rauscht. Die Eisenbahnstrecke verbindet Fort William und Mallaig und wird heute noch aktiv genutzt. Entsprechend gut besucht war es dort und der dazugehörige Parkplatz, sollte unseren Recherchen nach, schon sehr früh überfüllt sein. Bei unserer Ankunft am Übernachtungsplatz standen nur zwei weitere Camper dort. Doch bereits am frühen Abend war der Platz dann total überfüllt. Wir hatten gut daran getan so früh hier anzukommen. So nutzten wir den Abend zum gemütlichen gemeinsamen Kochen und Imprägnieren des Dachzeltes. Seid Langem suchten wir schon ein Imprägnierspray und hatten weder in Spanien, Portugal, England und Irland bislang eines gefunden. Jetzt war uns an der Tankstelle in Fort William endlich eines in die Hände gefallen.
Am nächsten Morgen starteten wir früh. Bereits um acht Uhr standen wir auf dem Parkplatz des Glenfinnan Viadukts. Noch war wenig los und wir fanden problemlos einen Platz. Den Hänger hatten wir der Einfachheit halber am vorherigen Platz zurückgelassen. Das Frühstück holten wir vor Ort nach und kamen dadurch schon um 10 Uhr los. Wir wollten den Hogwarts Express (heute die Dampflokomotive namens "Jacobite Steam Train") sehen, der zu bestimmten Zeiten über das Viadukt fahren würde. Das machte das Erlebnis umso authentischer. Wir folgten den Tourimassen und in nur 15 Minuten erreichten wir eine Anhöhe, von der aus man einen leicht erhöhten Blick auf das Viadukt hatten. Dann warteten wir gespannt inmitten vieler weiterer Harry Potter Fans , auf das Eintreffen des Zuges.
Dann kam er - der Harry Potter Express. Es ist natürlich nicht mehr die selbe Lok wie im Film, dennoch sieht der Jacobite Steam Train recht ähnlich aus. Auch fahren die Lokomotiven heute nicht mehr mit Dampf, sondern vorrangig mit Diesel, da dies effizienter und zuverlässiger ist. Um den Tourismus zur fördern, wurde jedoch auf Teilen der Strecke wieder der Betrieb mit Dampf eingeführt. So auch vor dem Viadukt. Für die Show blieb die Lok bei Eintreffen kurz stehen, aktivierte den Dampfbetrieb und los ging es.
Es war ein Gänsehaut Feeling und die ganze Zeit ging einem währenddessen die Titelmelodie von Harry Potter durch den Kopf. Kaum war die Show vorüber setzte der Besucherstrom sich wieder gen Parkplatz in Bewegung. Wir warteten noch bis die meisten vorübergezogen waren und folgten dann. Benji war währenddessen zeitweise etwas langweilig gewesen und er hatte fleißig gefiept. Auch eine neue Angewohnheit, die er sonst eher selten gehabt hatte. Es war gar nicht so einfach nicht auf das Fiepen einzugehen, jedoch war es auch das Einzige was dagegen half. Auf dem Rückweg passierten wir einen Baumstamm, in den etliche Münzen geschlagen worden waren. Wir wunderten uns doch sehr über diesen seltsamen Brauch, sollten jedoch erst später erfahren um was es sich dabei handelte.
Bevor wir weiterzogen besuchten wir noch das am Loch Shiel gelegene, von National Trust verwaltete Glenfinnan Monument, nur fünf Minuten vom Parkplatz entfernt. Das Denkmal erinnerte an die gefallenen Schotten im Krieg um die Unabhängigkeit, geführt von Bonny Prince Charlie. Man konnte auf dem See eine kleine Insel erkennen. Dort liegt in der Harry Potter Verfilmung Dumbledores Grab. Mit einem Kajak hätte man die Insel auch besuchen können, doch das war uns, auch wenn die Sonne schien, deutlich zu kalt.
Genau zur richtigen Zeit flüchteten wir vor dem wieder beginnenden Regen, holten unseren Anhänger und setzten die wilde Fahrt fort auf die Isle of Skye.
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