Nachdem wir die Insel Skye verlassen hatten und auf der Fahrt in den Norden Schottlands waren, wurde die Landschaft immer mehr von Heidenkraut durchzogen. Dabei fuhren wir fast durchgängig auf der NC (North Coast) 500 entlang, die 825 Kilometer lang ist und eine der schönsten Küstenstraßen der Welt sein soll. Die Straße startet in Inverness, verläuft über den Westen bei Applecross in den Norden hinauf, dort an der Küste entlang bis John O' Groats im Nordosten, um abschließend wieder nach Süden in Inverness zu enden. Ganz Nordschottland wird somit von der NC 500 umrundet.
Entgegen vieler Onlineartikel über die NC, ist der Zustand der Straße sehr gut. Zweispurig ist sie ebenfalls weitestgehend. Die Stellen, an denen es schwieriger geworden wäre, z.B. nach Applecross (ein toller Strand im Westen Schottlands) ließen wir aus, da wir mit Bulli und Hänger keine engen und bergigen Singletracks fahren wollten. Mit 20 % Steigung ist die Straße die dorthin führt, die steilste und höchst gelegene Straße Schottlands. Diese Info schreckte uns definitiv ab und so fuhren wir die Umleitungsstrecke für Wohnmobile. Ein toller Übernachtungsspot, auf dem wir in den Highlands in der Region Knockban blieben, befand sich zwar direkt an der NC (wie so viele Übernachtungsplätze im Norden Schottlands), dafür war die Aussicht auf die Landschaft jedoch wunderschön.
Nächster Halt war der Knocknan Crag, ein kleiner Naturpark mit einem Wandertrail, der als Rundweg angelegt um das Areal führte. Man durfte auf dem Parkplatz als Camper sogar offiziell übernachten. Ein Toilettenhaus gab es ebenfalls und das alles auf Spendenbasis. Wir sind sehr dankbar, dass es solche Orte noch gibt und danken den Verantwortlichen dafür. Noch war es trocken und wir beschlossen den Naturtrail entlangzuwandern, bevor der angekündigte Regen kommen würde. Zwei Kilometer lang ging es erstmal bergauf. Der Naturpfad war gekiest und dadurch gut zu wandern. An einem großen Gesteinsbrocken blieben wir stehen und lasen auf der Infotafel, dass man hier die verschiedenen Gesteinsschichten der vergangenen Jahre sehen konnte. Es handelte sich dabei um die ältesten Steine Europas. Über den jüngeren Gesteinsschichten wurden die älteren Schichten von zwei Geologen gefunden und untersucht. Die Schichten falteten sich auf und so kam es, dass die älteren Steine über den jüngeren lagerten. Damals war dies eine spektakuläre Entdeckung und deshalb wurden die Infos hier an die Besucher weitergegeben. Weiter ging es auf dem Grat entlang zu einem Aussichtspunkt auf die tolle Umgebung. Leider erwischte der Regen uns mittendrin und kam damit eher als gemeldet. Die Aussicht war demnach etwas eingeschränkt und doch wir konnten uns vorstellen, wie toll es hier ohne Wolken aussehen musste.
Trotz des Regens beschlossen wir den Rundweg zu vollenden und gingen zügig weiter. Von weiteren Tafeln lernten wir, dass das Heidekraut in der Gegend sehr gut wuchs, da der Boden nass und säurereich sei. Über steile Steintreppen führte der Weg am Ende des Grats wieder herunter, direkt zu einem überdachten Rondell, in dem nochmal einige Infotafeln zum Reservoir aufgestellt worden waren. Der Weg war durch den Regen sehr rutschig und man musste sehr vorsichtig gehen. Die Infotafeln erzählten unter anderem eine weitere lustige Story - die Menschen hatten früher geglaubt, hier in der Gegend hätten die Götter geübt Berge zu erschaffen, da jeder Berg anders aussah. Große Steinfiguren standen am Ein- und Ausgang des Rondells und wurden skeptisch von unserem Benji gemustert. Dieser fror durch den Regen und bekam mal wieder das Privileg kurz ein wenig freizuspringen. Er genoss es richtig und blieb bis kurz vorm Ziel immer in unserer Nähe. Vermutlich war er durch den Regen nicht so sehr im Jagdfieber wie sonst. Doch darin hatten wir uns getäuscht, denn am Ende hing er doch wieder mit der Nase in einem Busch und wedelte dabei wild mit dem Schwanz. Vermutlich gab es dort Mäuse. Wir leinten ihn wieder an und gingen die letzten Meter zurück zum Bulli.
Und wieder waren wir alle klatschnass und mussten erstmal wieder unsere Kleider und Schuhe mit Hilfe der Heizung trocknen. Langsam wurde das zur Gewohnheit. Am Abend durfte Danea unsere Bulliküche ausprobieren und kochte uns ein leckeres Rote Beete Risotto. Beim Outlander schauen danach durfte sie sogar Benjis Bäuchlein kraulen. Es schien so als hätten wir es endlich geschafft, dass unser Kleiner Danea nun als Rudelmitglied respektierte.
Auch am nächsten Morgen regnete es weiter. Das Gassigehen versuchten wir auf die seltenen Regenpausen zu verlegen und verbrachten die Hälfte des Tages mit der Planung unserer weiteren Route. Gegen 14 Uhr brachen wir zur nahegelegenen Knochenhöhle auf. Die Höhle nennt sich so, da dort 20.000 Jahre alte Eisbärenknochen gefunden wurden. Besichtigen kann man diese heute im National Museum of Scotland in Edinburgh. Den Tipp zu den Höhlen hatten wir aus einem Instagram Video gezogen, das einige Wanderungen in wunderschönen Umgebungen Schottlands vorstellt. Schaut gerne rein und lasst euch inspirieren --> Link. Am Ziel angekommen tranken wir noch gemütlich einen Kaffee bis der Regen endlich nachließ.
Die Wanderung führte uns durch ein verwunschenes Tal, durch das sich ein Fluss durchzog. Man erwartete dauernd, das gleich ein Hobbit um die Ecke biegen würde, denn entfernt erinnerte das Tal an das Auenland. Der Weg führte mal links und mal rechts am Fluss entlang, teilweise ging er sogar mittendurch das Flussbett, das stellenweise weniger tief war und arbeitete sich schließlich einen Berg hinauf. Man ging dort am Hang entlang bis hoch zur Knochenhöhle, die ganz plötzlich vor uns auftauchte. Man konnte in drei Höhlen hineingehen und in allen war es stockdunkel. Ohne Taschenlampe brachte die Begehung nichts. Alle Höhlen waren nur ein kleines Stück weit begehbar und weiter wäre man nur kriechend gekommen. Die drei Höhlen waren alle miteinander verbunden und so konnten wir von einer Höhle durch ein Loch das Sonnenlicht sehen, das in die Nachbarhöhle hineinschein.
Auf dem Rückweg kam er dann wieder unser Freund - der Regen. Zum Glück kämpfte die Sonne mit ihm um das Vorrecht und so wurde es zu einem bunten Mix aus beidem. Zurück am Bulli zogen wir weiter zu unserem Übernachtungsplatz. Es handelte sich dabei um einen Wanderparkplatz für den Quinag Trail direkt an der NC 500. Kurz nach unserer Ankunft sahen wir ein Pärchen, das vor seinem Van stand und etwas zu fotografieren schien. Tatsächlich stand ein Hirsch wenige Hundert Meter weit entfernt auf einem Grashügel und starrte herüber. Das war Natur pur die wir hier erlebten! Dazu gehörte auch der starke Wind, der uns in der Nacht heimsuchte und Danea das Schlafen im Dachzelt deutlich schwerer machte. Man musste hart im Nehmen sein, auf Europareise mit Marilyn und Christoph, doch Danea machte das bislang mit Bravour. Einzig der viele Regen frustrierte sie zeitweise, so wie uns alle. Unseren Recherchen nach zufolge, hatten wir das Jahr erwischt, in dem es seit der Wetteraufzeichnung in einigen Regionen Schottlands am meisten regnete - das war im Vergleich zu den vergangenen Jahren die dreifache Regenmenge und somit ein Rekord. Das erklärte so einiges.
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Kommentare
Hey, das hört sich wiedermal sehr spannend an.