Von tollen Wanderungen hin zu etwas schottischer Geschichte - das Ardvreck Castle und das Calda House, die beide am Loch Assynt stehen, standen als nächstes auf dem Plan. Am Vortag waren wir daran schon vorbeigefahren, da unser Übernachtungsplatz etwas nördlich davon lag. So fuhren wir die fünf Minuten wieder zurück und parkten direkt davor auf dem Parkplatz, der zum Glück groß genug für uns war. Von dem im Jahre 1591 von den MacLeods of Assynt erbauten Schloss war nur mehr eine Burgruine übrig. Es liegt auf einer vorgelagerten Insel, die über ein schmales Stück Land erreichbar ist. Die Besichtigung war kostenfrei. Zugegeben gab es auch nicht mehr viel zu sehen. Beeindruckend war mehr das Gesamtbild, das sich mit der Ruine und der Landschaft außenherum ergab. In 1672 attackierten die Mackenzies das Schloss und übernahmen durch ihren Sieg die Kontrolle über das Assynt Land. So kam es, dass sie 1726 das Calda House daneben bauten und darin lebten.
Das Calda House erreichte man innerhalb von wenigen Minuten Fußweg von Ardvreck Castle aus. Man kann es bereits von der Ruine aus sehen. Das Haus war einst im Besitz des McKenzie Clan's gewesen und wurde 1730 erbaut. Es stehen ebenfalls nicht mehr viele Mauern, jedoch kann man sich gut vorstellen, wie das Haus einst ausgesehen haben muss. Die Menschen dürften nicht groß gewesen sein zu jener Zeit, denn die Deckenhöhen erschienen uns doch sehr niedrig. Durch ein Feuer im Jahr 1737 wurden viele Teile des Hauses zerstört. Unterstützer des McKenzie Clans hatten das Feuer gelegt, da sie den damaligen Besitzern, den Sutherlands, das Anwesen nicht gönnten. Durch einen finanziellen Ruin waren die McKenzies gezwungen gewesen das Anwesen zu verkaufen.
Direkt vorm Calda House liegt ein hübscher Steinstrand. Von dort aus kann man zum Advreck Castle hinüber schauen. Als wir dort entlang spazierten stolperten wir fast über etwas das dort im Kies lag. Ein kalter Schauer lief uns über den Rücken. Ein großes Skelett lag uns zu Füßen. Es musste ein Tier sein, soweit war es ersichtlich. Welches genau konnten wir nur mutmaßen. Danea schickte ihrem Bruder, der den Jagdschein hat, ein Foto und kurze Zeit später erhielten wir die Antwort. Es handelte sich wahrscheinlich um eine Hirschkuh, die aufgrund einer Erkrankung im Mundraum verhungert war. Das arme Tier war hier gestorben und wurde einfach liegen gelassen. Schnell eilten wir zum Bulli zurück und ließen die Kälte hinter uns.
In Schottland ging es uns so, dass uns die Landschaft, je weiter wir fuhren, immer noch schöner als die Vorherige vorkam. So ging es uns eigentlich die ganze Zeit und so war es nicht verwunderlich, dass ich in meiner Mitschrift andauernd den Satz "...die Landschaft die immer toller wird" geschrieben hatte. Wer nicht selbst dort war, kann es vermutlich nicht ganz nachvollziehen. Dieses Land ist von beeindruckender Weite, Schönheit und voller Natur. Es gibt Bereiche in denen man kilometerweit fahren kann ohne einen Ort passieren zu müssen. Man trifft jeden Tag Tiere aller Art und sogar die besonders scheuen Tiere sieht man des Öfteren. Eine bessere Art als mit dem Camper dieses Land zu bereisen gibt es einfach nicht.
Doch kommen wir zurück zu unserer Reise. Der Weg in den Norden hoch spiegelte genau das wieder, von was wir eben schrieben. Das Land wurde deutlich dünner besiedelt, die hügelige Berglandschaft blieb Hauptbestandteil, Moos und Heidekraut bedeckten die Erde, kleine Wasserfälle sprudelten überall aus den Felsen heraus, es gab etliche Lochs (Seen) und überall sah man Schafe. Wir fuhren durch die neben Glencoe schönste Landschaft Schottlands. Dann erreichten wir die nördliche Küste und landeten am Durness Beach. Direkt daneben lag der Campingplatz auf dem wir zunächst einmal eincheckten. Leider waren alle Plätze mit Meerblick belegt oder den Campern die Strom bezahlten und bezogen vorbehalten. Dennoch waren wir mit unserem ebenen Platz auf dem Rasen, direkt neben den sanitären Einrichtungen, zufrieden.
Nach dem Einchecken gingen wir direkt zum Strand. Dieser war von Klippen umgeben und man musste über einen steilen, sandigen Weg durch das hohe Gras hinunter gehen. Auf dem Sandstrand standen hohe Felsen, auf die man klettern und sich sonnen konnte. Der Strand gefiel uns richtig gut und ließ alle kurz abschalten, außer Marilyn. Sie sorgte sich um Benji, denn Christoph hatte ihn am Strand unten springen lassen und nun kletterte der Kleine am anderen Ende des Strandes gerade den grasbewachsenen Hang nach oben. Sie hatte Bedenken, dass der Kleine abstürzen könnte (was genau genommen recht unwahrscheinlich war, aber erklär das in diesem Moment mal einer Helikopter Hundemama). Christoph war extra noch ganz nach hinten gelaufen, da hier die höchsten Klippen waren. Eigentlich hätten wir gedacht, dort würde er am Strand bleiben. Auf die Idee, dass er dort hochklettern könnte, wären wir nie gekommen. Es gab tatsächlich jede Menge Hasen auf den Hängen und so war Benji im Paradies gelandet und erschnüffelte gerade sämtliche Hasenbauten. Auf den Rückruf hörte er deshalb gar nicht mehr. Auch als wir auf die andere Seite des Strandes liefen kam der Kleine nicht vom Hang herunter und wir konnten ihn auf einmal auch nicht mehr sehen. Holen konnten wir ihn da oben nicht. Es blieb uns nur auf dem Rückweg oben an der Klippe entlang zu gehen und von dort zu versuchen ihn zu erreichen. Es führte sogar ein Spazierweg auf der Klippe entlang und so war dies auch gefahrlos möglich. Oben angekommen fanden wir Benji wieder. Er stand keine zehn Meter von uns entfernt und hob gerade einen Hasenbau aus. Marilyn rief ihn und blieb in seinem Blickfeld stehen, während Christoph sich langsam den Hang nach unten schlich. Die Idee war es den Kleinen unbemerkt zu erreichen und anzuleinen, so lange er mit buddeln beschäftigt war. Wenn er uns vorher sehen würde könnte es passieren, dass er wieder weglief, wie schon so oft. Tatsächlich gelang es uns auf anhieb und ehe Benji sich versah war er wieder an der Leine. Beim Buddeln hatte er es geschafft seine rechte Pfote aus dem Geschirr zu bekommen und so hang das Geschirr nun völlig verdreht an ihm. Wie immer war er total außer Atem und wirkte richtig glücklich. Wir waren froh, dass er den armen Hasen noch nicht erreicht hatte. Hätten wir gewusst, dass es hier Hasen gibt, wäre die Leine dran geblieben, aber hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Nach diesem Erlebnis gab es erstmal selbstgemachte Pizza mit Käserand und Danea staunte einmal mehr, was in der Bulliküche alles möglich war.
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