Beim ersten Mal hatten wir das Glencoe Tal nur durchquert. Dieses Mal wollten wir dort wandern gehen, da uns das Tal schon beim Durchfahren sehr fasziniert hat und das obwohl damals regnerisches Wetter gewesen war. Das war auch kein Wunder, denn Glencoe gilt als eine der dramatischsten und schönsten Landschaften Schottlands. Es ist bekannt für seine steilen Berghänge, felsigen Klippen und die majestätische Szenerie, die oft von mystischem Nebel durchzogen ist. Eine wilde und unberührte Schönheit erwarten einen hier. Wir hielten zunächst am Glencoe Viewpoint an und bestaunten das malerische Tal dieses Mal bei Sonnenschein.
Keine zehn Autominuten weiter das Tal hinunter fanden wir einen passenden Parkplatz, um Hagrids Hut zu besuchen. Es handelte sich dabei um den Ort, an dem das Set für Hagrids Hütte, aus Harry Potter Teil 3 aufgebaut wurde. Die Hütte steht inzwischen allerdings nicht mehr. Vorbei am River Coe, der sich durch das gesamte Glencoe Tal schlängelt und durch den hübschen Wald "An Torr" gingen wir rund 20 Minuten zum Drehort. Auf dem grünen Hügel angekommen fragten wir uns erstmal wo genau denn die Hütte gestanden haben soll. Direkt erkennen konnten wir es nicht. Nur aufgrund der paar Menschen, die ebenfalls hier herumstanden wussten wir, dass wir schon angekommen waren. Einer der anderen Besucher, der wie wir erfuhren auch aus der Pfalz, genau genommen aus Neustadt an der Weinstraße kam (die Welt ist klein), zeigte auf einen Fleck und sagte "Genau da". Erst nachdem wir den Berg ein wenig nach oben gegangen und unsere Perspektive verändert hatten, erkannten wir das Bild aus den Harry Potter Szenen. Ein wenig Internet Recherche half ebenfalls. Inzwischen stehen einige mehr Bäume dort als zum Zeitpunkt des Drehs im Jahr 2003, was den See auf dem heutigen Foto etwas verschwinden lässt. Es wurde einiges an Erde aufgeschüttet, um die Hütte auf dem relativ unebenen Berg zu platzieren. Schwer vorstellbar, dass dort eine große Hütte und ein Kürbisfeld gestanden haben soll. Drehort hin oder her - es war ein toller Ort. Man schaute hinunter auf einen See, rundherum sah man die grünen Berge und einige Tannen.
Der Abend hielt noch etwas Ärger mit Benji parat. Wieder einmal gab es zwei Situationen in denen er Danea gegenüber wieder knurrte und schnappte. Die einzige Lösung war ihn beim Kochen und Essen vorne ins Auto zu setzen. Dort hatte er seine Ruhe und wir mussten uns keine Sorgen machen, das die Situation weiter eskalierte. Es war sehr bedrückend, dass wir dieses Problem nicht gelöst bekamen. Wir waren nur froh, dass bislang nichts schlimmeres passiert war und der Kleine immer nur warnte. Scheinbar nahm Benji es uns krumm, dass er vorne sitzen musste, denn als er am Abend, als Danea schon oben im Dachzelt lag, zu uns aufs Bett kam, knurrte er auch uns leicht an, als wir ihn streicheln wollten.
Nach der kleinen Einstiegswanderung zum Hagrids Hut peilten wir für den nächsten Tag eine große Wanderrunde in Glencoe an. Wir beeilten uns morgens extra mit dem Frühstück und kamen dadurch bereits um zehn Uhr am nur vier Autominuten entfernten Wanderparkplatz an. Leider war dieser schon brechend voll. Parken war unmöglich und das obwohl wir den Hänger extra am vorherigen Parkplatz stehen gelassen hatten. Sogar die Behindertenparkplätze waren zum Teil zugeparkt worden und auch vor Zonen mit einem klaren Halteverbot, machten die Leute keinen Halt. Das gute Wetter lockte scheinbar sämtliche Wanderer nach Glencoe. Eine Stunde später, nachdem wir die Straße ein paar mal hoch und runter gefahren waren und sämtliche benachbarte Wanderparkplätze abgeklappert hatten, fanden wir am Glencoe Viewpoint, an dem wir am Vortag die Aussicht genossen hatten, noch einen freien Parkplatz. Zwar befand sich dieser schon in der inoffiziellen zweiten Reihe, doch es schienen alle noch herausfahren zu können. Deshalb blieben wir dort stehen. Wir mussten unsere Wanderroute demnach etwas anpassen, da die Ursprungstour leider im falschen Tal lag. Doch so flexibel wie wir sind, hatten wir direkt eine andere hübsche Rundtour parat. Es ging auf den Stob Dubh hinauf, der die Three Sisters of Glencoe umfasst. Die Three Sisters sind drei markante Felssporne, die in das Tal von Glencoe hineinragen.
Zunächst ging es ins Tal hinein, immer am Fluss entlang. Dann führte ein Trampelpfad einen immer steiler werdenden Wanderweg, entlang eines Flusszweiges zum Grat hoch. Zeitweise mussten wir regelrecht den Weg suchen, da er nicht immer ganz ersichtlich war. Grundsätzlich konnte man aber überall einfach querfeldein über die Wiese stapfen, wenn man kein Problem damit hatte über nassen, moosigen und teilweise matschigen Boden zu gehen und auch mal etwas einzusinken. Am Grat angekommen standen wir wieder auf einem befestigten und sehr steinigen Weg und folgten diesem immer weiter bis ganz nach oben auf den Stob Dubh. Wieder einmal markierten Steinhäufchen den Berggipfel. Der kräftige Wind, der uns auch auf dieser Wanderung wieder steter Begleiter war, verschwand am Gipfel auch plötzlich und gönnte uns eine angenehme Lunchpause in der Sonne, bei der wir die wundervolle Aussicht genossen. Die Bergwelt Glencoes tat sich hier oben vor uns auf. Es war genauso schön wie wir es uns vorgestellt hatten. Die für Schottland charakteristischen eher sattgrünen statt schroffen und kahlen Berge, waren hier allgegenwertig.
Benji hatte gut mitgehalten bisher und auch wenig gezogen, wirkte jetzt jedoch etwas müde. Beim Abstieg ließ Christoph ihn kurz von der Leine, weil es für beide sicherer war den steilen steinigen Weg einzeln hinunter zu gehen. Der kleine Jäger hatte allerdings andere Pläne. Er folgte uns kurz, um dann eine Witterung aufzunehmen und einen Exkurs nach links den Hang hinunter zu unternehmen. Marilyn blieb fast das Herz stehen in dem Moment und die Sorge war groß. Beim näherherantreten sahen wir jedoch, dass der Hang nicht allzu steil abfiel und dem Kleinen normalerweise nichts passieren sollte. Da er auf den Rückruf mal wieder nicht hörte, gingen wir erstmal weiter. Die Taktik bewährte sich und nicht viel später kam Benji nach. Schnell wurde er wieder angeleint und musste den restlichen Abstieg so zurecht kommen. Die steilsten Passagen waren zum Glück auch schon vorüber.
Weiter unten erleichterten gebaute Steinstufen auch wieder den Abstieg. Wir gingen über einen Rundweg zurück und mussten am Ende leider einen recht matschigen Grasweg neben der Hauptstraße entlanggehen, da es keine andere Möglichkeit gab. Durch den vielen Regen zuvor war alles durchweicht und so blieb keiner von uns trockenen Fußes bis wir am Bulli waren. Auch Benji hatte gegen Ende keine Lust mehr zu gehen und wir mussten ihn fast schon hinterherziehen. Nach sieben Stunden, 980 Höhenmetern und 14 Kilometern waren wir schließlich zurück am Bulli. Es war eine ordentliche Tour gewesen und stellte tatsächlich unseren persönlichen Rekord auf einer gemeinsamen Wanderung mit Benji dar. Interessanter waren wir 200 Höhenmeter mehr gegangen als die Komoot Tour vorsah. Das wunderte uns doch etwas, schien aber tatsächlich so zu sein, da gleich zwei Tracker dies bestätigten. Wir waren erschöpft, aber glücklich die tolle Tour gemacht zu haben.
Anbei verlinken wir die Komoot Tour für euch --> Link.
Unser Hänger stand auch noch als wir zurückkamen. Leider war der ganze Parkplatz inzwischen voller Camper, so dass wir uns nicht mehr neben unseren Hänger stellen konnten. Auch sonst war kein einziger Parkplatz mehr frei. So drehten wir den Hänger etwas zur Seite und quetschten uns noch vornedran, was ziemlich schwierig war, da der Parkplatz recht kurz war. Wir hofften nur, dass es den linken Nachbarn nicht stören würde, an dessen Auto wir ziemlich nah dran standen. Aktuell war keiner da und so konnten wir auch nicht um Erlaubnis fragen. Allerdings sah das Auto auch nicht wirklich so aus, als wollte jemand darin die Nacht verbringen und die Fahrerseite war immer noch frei zugänglich. Benji war so kaputt, dass an diesem Abend sogar Marilyn Opfer seiner Launen wurde. Kurz vorm Schlafen gehen knurrte er sie an und schnappte einmal kurz nach ihr. Zum Glück wie immer ohne Zähne, so dass man fast nichts davon spürte. So konnte es definitiv nicht weitergehen mit dem Kleinen. Kurz vor Mitternacht kamen dann die zwei Insassen des Autos neben uns zurück. Lautstark schienen sie sich über uns zu beschweren. Die Stimmen wirkten auch etwas alkoholisiert. Christoph ging schnell nach draußen und erklärte die Situation. Sie hatten kein Problem damit, so sagten sie zumindest. Tatsächlich hatten die beiden Männer, die nicht nur alkoholisiert wirkten, vor dort zu übernachten. Sie stellten das ganze Gerümpel, das in ihrem Auto lag einfach neben dieses, damit sie Platz zum Schlafen hatten. Zum Glück taten sie das auch bald und störten nicht länger unsere Nachtruhe mit ihren lauten Stimmen.
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