Von Ehrgeiz getrieben

Veröffentlicht am 1. November 2024 um 07:47

Am nächsten Morgen erhielten wir beim Museum of Leadmining, auch wenn es nicht offiziell geöffnet war, tatsächlich zwei Goldschürflizenzen und Equipment. Wieder würden nur Danea und Christoph schürfen. Für Marilyn war das nichts - dazu brauchte man viel zu viel Geduld. Für nur 16 € erhielt man hier pro Person Lizenz und Pfanne (10 € Lizenz & 6 € Pfanne). Leider bestand das Equipment auch nur aus einer Pfanne. In Helmsdale waren noch Sieb, Schaufel, Pipette und Reagenzgläschen dabei gewesen. Auch die Pfanne machte keinen allzu hochwertigen Eindruck. Zum Schürfen mussten wir dafür nur wenige Minuten den Fluss entlang fahren, um zu den erlaubten Stellen zu gelangen. Leider konnten wir an einer vielversprechenden Stelle, an der einige Wochen zuvor erst ein Mann ein Fingernagel großes Goldnugget gefunden hatte (so die Aussage des Verleihers), nicht parken. Erst weiter hinten im Tal waren entsprechend große Flächen, auf denen man gut stehenbleiben konnte, zu beiden Seiten der Straße. Einige andere Camper standen bereits dort. Dennoch fanden wir noch einen Platz in dem hübschen von grün-braunen Bergen umgebenen Tal. Auch hier lebten viele Schafe und liefen überall frei herum.

Da Danea und Christoph bei ihrer Suche vorab keine passenden Gummistiefel gefunden hatten, bastelten sie sich aus Müllsäcken und Spanngurten einfach selbst welche. Schließlich wussten sie inzwischen, dass sie nur erfolgreich waren, wenn sie auch mitten in den Fluss hinein stehen würden. Das sah wirklich zum Schreien aus.  

Die zwei liefen etwas den Fluss hinauf und starteten ihre erste Goldschürfrunde. Den Eimer bastelte Christoph aus einer leeren fünf Liter Plastikflasche und als Schaufel nutzte er eine alte Plastikröhre. Marilyn ging währenddessen mit Benji in dem beeindruckenden Tal Gassi. Der Kleine war natürlich total aufgeregt aufgrund der vielen Schafe. Natürlich durfte er da nicht freispringen und kam deshalb an die lange Leine. So konnten die zwei auch gleich noch etwas trainieren. Nicht weit weg vom Bulli stand sogar ein kleines Stone Fort. Die Camper hatten sogar Zelte aufgestellt, wie Marilyn bei ihrem Spaziergang feststellte. Scheinbar war das hier sogar erlaubt, denn so offensichtlich neben der Straße ein Zelt aufzustellen, wäre sonst ziemlich unklug. 

Nach dem ersten Gassigang buk Marilyn Scones für die beiden ehrgeizigen Goldschürfer. Um 16 Uhr kamen sie kurz zum Kaffee trinken zurück. Bislang hatten sie noch kein Glück gehabt und begannen doch schon ein wenig zu frieren. Sobald die Sonne weg war, was in dem Tal durch die hohen Berge recht schnell ging, spürte man doch, dass es keine 15 Grad mehr hatte. Leider wechselte sich auch ein leichter Nieselregen zeitweise mit Sonnenschein ab.

Danach starteten Danea und Christoph die zweite Runde an einer anderen Stelle und kamen erst zum Einbruch der Dunkelheit völlig durchgefroren  und mit kalten und nassen Füßen wieder zurück. Trotz zwei paar Socken, zwei Schichten Mülltüten und Schuhe darüber, waren die Füße leider nur teilweise trocken geblieben. Leider blieb auch der Erfolg weiterhin aus, was die beiden schon ziemlich frustrierte. Beim ersten Mal hatte es schließlich auch direkt geklappt, da war die Erwartung dann natürlich da. Sie schoben es zum größten Teil auf das schlechte und fehlende Equipment. Benji schien von dem vielen Schnuppern beim Gassi gehen so ausgelastet zu sein, dass er am Abend total friedlich bei uns lag. Eine weitere kalte Nacht mit null Grad folgte.

Am nächsten Tag bekamen wir die Quittung - uns hatte eine leichte Erkältung (Halsweh und Schnupfen) erwischt. Allerdings nicht wie zu erwarten unsere zwei Goldschürfer, sondern beide Mädels. Christoph schien deutlich bessere Abwehrkräfte zu haben. Deshalb beschlossen wir auch keinen zweiten Tag mehr zu schürfen und direkt weiterzuziehen. 

Nach Rückgabe des Equipments beim Museum brachen wir auf zum Grey Mare's Tail, dem fünft größten Wasserfall Englands. Die Fahrt dorthin führte durch ein hübsches Tal, das Wanlockhead ähnelte. Auf einem National Trust Parkplatz konnten wir für vier Pfund so lange wir wollten parken. Ursprünglich wollten wir am Wasserfall entlang, bis hin zum See, aus dem dieser entspringt, auf dem Berg, gehen. Da diese Runde aber mindestens zwei Stunden dauerte und einige Höhenmeter beinhaltete, entschieden wir uns dazu auf unseren Körper zu hören. So gingen wir nur zu zwei Aussichtspunkten auf den Wasserfall, die über Wege links und rechts vom Parkplatz aus erreichbar und nicht weit weg waren. Majestätisch fiel der Wasserfall über die Felsen in die Tiefe. Vom rechten Aussichtspunkt aus sah man ihn etwas besser, da man über Steintreppen etwas weiter nach oben ging und von dort aus auf den Wasserfall blickte. Entgegen der Vorhersage war das Wetter super und so genossen wir trotz Angeschlagenheit wenigstens die Sonne ein wenig. Benji wirkte heute etwas müde, abgelenkt und schreckhaft. War er etwa auch gesundheitlich angeschlagen?

Froh den Wasserfall doch noch gesehen zu haben (wegen der Wettervorhersage hatten wir erst überlegt ihn doch nicht anzufahren), zogen wir weiter Richtung Nordosten. Unser letztes Ziel, bevor wir wieder nach Glasgow zurückfahren würden, war das Hopetown House, östlich von Edinburgh, in dem auch einige Outlander Szenen gedreht wurden. Auch auf diesem Weg standen zeitweise einfach mal Schafe vor uns auf der Straße und wollten einfach nicht weichen. Nur hupen half schlussendlich. Manche Schafe sind halt doch abgebrühter als man denkt. Bei Dalkeith legten wir im Ironmills Park nochmal einen Übernachtungsstop ein und kochten uns leckere Mac n' Cheese. Einfach authentisch Englisch!


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