Über die Teufelsbrücke zur einsamen Bucht

Veröffentlicht am 20. November 2024 um 23:54

Als wir am nächsten Morgen bereit zur Abfahrt waren, verabschiedeten wir uns noch von unseren italienischen Nachbarn, die gerade draußen in der Sonne saßen. Als Dank für die Einladung am Vorabend schenkten wir ihnen eine Packung schottischen Shortbreads. Etwas aus unserer Heimat hatten wir inzwischen nicht mehr mir dabei und so fiel die Wahl auf unsere schottischen Mitbringsel. Inzwischen war der Platz ganz schön voll geworden, denn drei weitere Camper hatten sich dazugesellt. Wir fuhren bei der Weiterfahrt um den Stausee herum extra langsam, um am nördlichen Ende gegebenenfalls das versunkene Dorf sehen zu können. Leider war aktuell nichts davon sichtbar. Recherchen zufolge soll nur bei geringeren Wasserständen die Spitze des Kirchturms zu sehen sein. Vorbei am großen Staudamm des Sees fuhren wir auf der anderen Bergseite wieder herunter, was deutlich einfacher war, als die Zufahrt von der anderen Seite. Die Straßen waren deutlich besser zu fahren, etwas einsichtiger und auch nicht ganz so steil.

Im nicht weit entfernten Ort Borgo a Mozzano parkten wir auf dem Dorfparkplatz. Dort sollte eine spektakuläre Brücke, die man Ponte die Maddalena oder auch Teufelsbrücke nennt, über den Fluss Serchio führen. Nach wenigen Minuten durch den Ort erreichten wir die Brücke. Auf einer Seite hatte sie ziemlich steil ansteigende Bögen unter denen sogar eine Zuglinie entlang verlief. Die andere Seite hingegen führte deutlich moderater nach oben. Diese Asymmetrie machte die Steinbrücke aus dem 11. Jahrhundert, die sich malerisch in die Berglandschaft einfügt, sehr interessant und zu einem beeindruckenden Beispiel mittelalterlicher Ingenieurskunst. Der steilere Teil war später sogar nochmal neu errichtet worden, was man aber optisch kaum wahrnahm. Die Brücke war damals die einzige Möglichkeit die beiden Ortsteile zu verbinden und wurde im zweiten Weltkrieg nur nicht zerstört, da sie dem Gegner strategisch keinen Vorteil brachte. Auf einer Infotafel war eine spannende Geschichte niedergeschrieben, die erklärte wieso man der Brücke den Beinamen "Teufelsbrücke" gegeben hatte. Der damalige Vorarbeiter, der die Brücke bauen sollte, kam in einen zeitlichen Verzug beim Bau und fürchtete um sein Ansehen. So kam es, dass er einen Pakt mit dem Teufel schloss. Dieser bot an ihm zu helfen die Brücke in kurzer Zeit fertigzustellen und forderte dafür die Seele desjenigen, der die Brücke zuerst überqueren würde. Der Vorarbeiter bekam nach dem Handel Gewissensbisse und suchte einen Priester auf. Dieser riet ihm mit einer List den Vertrag zu erfüllen. Kaum war die Brücke fertiggestellt, hielt der Vorarbeiter alle Menschen davon ab diese zu überqueren und schickte zuerst ein Schwein darüber. Der Teufel musste sich demnach mit dessen Seele begnügen und war laut Legende so erzürnt darüber, dass er sich von der Brücke stürzte. Seit dem wart er in diesem Tal nie mehr gesehen.

Es war schon spät und so verbrachten wir die Nacht etwas außerhalb des Ortes, auf einem Parkplatz direkt neben dem Fluss. Bei einem Spaziergang am Fluss entlang am nächsten Morgen, erkannten wir wie zugemüllt es dort war. Entweder hatten Hochwasser Mengen von Müll angeschwemmt oder es wurde hier einfach alles hingeworfen und liegen gelassen. Abgesehen davon war es allerdings ein sehr schöner Ort. 

Die Landschaft begann sich auf der Fahrt an Lucca und Pisa (aufgrund zu vieler Einbruchgeschichten verzichteten wir auf den Besuch dieser beiden Städte) vorbei zu verändern. Endlich sah man mehr Zypressen und Olivenbäume in der Landschaft verteilt stehen. Diese war zunächst noch relativ flach. Auch erste Weinanbaugebiete taten sich auf. Mittlerweile kam es uns so vor, als wenn alle Italiener kleine Rennfahrer oder einfach nur total ungeduldige Menschen sind. So gut wie jedes einheimische Auto überholte uns und die Geschwindigkeitsvorgaben schienen nur Mindestgeschwindigkeitsangaben zu sein (was sie natürlich nicht waren). Nach zwei Stunden immer Richtung Süden an der Küste entlang, erreichten wir den kleinen Ort Puntone. Auf einem großen Parkplatz vor dem Jachthafen, fanden wir ein sicheres Plätzchen für die Nacht. Man merkte deutlich das die Saison vorbei war, denn es war so gut wie nichts los. Park4Night Kommentaren zufolge war dieser Platz im Sommer immer voller Autos und Camper. Auch befand sich um die Ecke eine Disco, die des Öfteren für laute Nächte sorgte. Aktuell hatte diese zum Glück geschlossen. Auf einem kleinen Spaziergang durch die Gegend, gingen wir am Jachthafen entlang. Eine teure Privatjacht neben der anderen lag hier. Ein paar der Jachtbesitzer waren sogar gerade auf ihrem Boot und verbrachten dort die Zeit. Wir fühlten uns wie in einer anderen Welt - Die Welt der Reichen und Schönen. Wohl fühlten wir uns hier nicht und waren deshalb erleichtert, als wir daran vorbei waren (Dies schildert jetzt nur Marilyn Sicht. Christoph hätte die Jachtbesitzer zu gerne gefragt, wie sie ihr Geld generierten und ob er einsteigen könne). 

Wir fanden zufällig, kurz bevor die Sonne unterging, einen kleinen Steinstrand um die Ecke und konnten dort just in Time den Sonnenuntergang anschauen. Die Sonne ging direkt über der Insel Elba unter, die direkt vor uns lag. 

An den zwei Folgetagen, die wir noch in Puntone verbrachten, fanden wir bei unseren Spaziergängen einen tollen Waldweg mit Panoramablick auf das Meer und zwei hübsche Badebuchten, die man über den Weg nur zu Fuß, Pferd oder Fahrrad erreichen konnte. Den schönsten Strand der Toskana (zumindest auf dem Festland) soll in der Bucht Cala Violina Scarlino liegen. Nur auf Empfehlung der Italiener, die wir am Lago di Vagli kennengelernt hatten, besuchten wir diesen an unserem zweiten Tag in Puntone. Nach 75 Minuten Laufweg durch den Wald, erreichten wir die Bucht. Es war nicht allzu viel los und das Wetter spielte mit. Die Felsen, die die Bucht umgaben, sorgten sogar für etwas Schatten in der Ecke. Der feine Sandstrand ermöglichte den einfachen Meerzugang und es blieb lange flach. Das Meer hatte eine angenehme Badetemperatur und so gingen wir erneut baden. Christoph packte sogar das erste Mal seinen Schnorchel aus und tauchte ein wenig. Leider konnte man hier nicht allzu viel Spannendes in der Unterwasserwelt sehen. Italien blieb auf dieser Reise bislang einfach unser favorisiertes Land für einen Badeurlaub. Das einzige Manko waren zwei Quallen, die tot angeschwemmt worden waren und nun im Sand lagen. Im Wasser selbst sahen wir jedoch keine. Benji machte sich wie immer nichts aus dem Meer und beschäftigte sich während wir badeten, an seiner langen Leine mit dem Jagen von Eidechsen an den Felsen. Uns ist klar das wir so nur den Jagdtrieb des Kleinen weiter fördern, doch wie möchte man einen Hund wie ihn an einem Strand sonst beschäftigen? 

Unser Fazit zu dem Strand: Die Cala Violina Scarlino ist eine hübsche Bucht mit einem tollen Sandstrand, jedoch nicht unser schönster der Reise. Hier machten weiterhin Strände in Spanien und Schottland das Rennen.

Die Bucht Cala Martina, die etwas näher als die Bucht vom Vortag lag und über den selben Waldweg erreichbar war, besuchten wir einen Tag darauf. Jemand hatte einen Unterstand aus Holz gebaut, in dem wir es uns gemütlich machten. So hatten wir direkt einen Sonnenschutz. Der Zugang zum Wasser war hier nicht ganz so einfach, da man es zum einen mit einem Steinstrand zu tun hatte und zum anderen erstmal über einen Haufen angeschwemmtes Seegras gehen musste, um das Wasser zu erreichen. Mit Schwimmschuhen konnte man relativ gut hineingehen, ohne hingegen war es auf dem steinigen Untergrund etwas schwieriger. Leider fanden wir hier im Wasser einige kleinere Quallen, denen wir schnell aus dem Weg gingen. Das vermieste uns leider etwas die Badestimmung. Dafür war die Bucht deutlich einsamer als die vom Vortag. Wir waren fast die ganze Zeit die Einzigen dort und nur ein Fotograph, ein Schnorchler und ein Boot mit einem Taucher darauf, kamen kurz an Land bzw. im Wasser vorbei. 

Nach diesen drei entspannten Badetagen in Puntone zogen wir weiter zur Halbinsel Monte Argentario - eine weitere Empfehlung unserer italienischen Campernachbarn. 


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