Porto - die Stadt des Portweins - Teil 1

Veröffentlicht am 8. Juni 2024 um 20:55

Ein Besuch in Porto stand an - dem Ort, dem Portugal zum Teil seinen Landesnamen verdankt, wie wir in der Geschichtsstunde mit Fernando lernten. Wir pirschten uns langsam an Porto heran. In Vila Nova de Gaia hielten wir zunächst noch am Praia da Madalena auf einem schönen Parkplatz direkt mit Meerblick an. Da es an diesem Tag durch die vorhergehende Versorgungsfahrt schon spät war, wollten wir erst am Folgetag nach Porto reinfahren. Unser Plan war auf diesem Parkplatz zu übernachten. Leider waren die Park4Night Bewertungen eher negativ und rieten davon ab, da sich zum Teil seltsame Leute an dem Platz herumtreiben sollten. Da wir aber keinen besseren Platz fanden, beschlossen wir das Risiko einzugehen. Beim Spaziergang am Strand stellten wir fest, dass es hier leider nicht mehr so einsam war wie der letzte Strand (siehe letzter Blogeintrag). Dieser war wohl eine Rarität gewesen und wir wussten das erst kürzliche Erlebnis noch mehr zu schätzen. Tatsächlich standen wir in der Nacht auch alleine da.

Wir stellten unsere Tapo Überwachungskamera auf, um einen Blick in alle Richtungen um den Bulli herum zu haben und alarmiert zu werden, wenn sich jemand nähern oder darum herumlungern sollte. Zwischenzeitlich kam ein anderer deutscher Van dazu, verbrachte die Nacht dann aber doch nicht hier. Vielleicht hat die Mischung aus Park4Night Kommentaren und unser Hänger das Mädel, das alleine reiste, abgeschreckt.
Die Nacht war am Ende doch sehr ruhig, es gab keinen Alarm und wir waren froh, hiergeblieben zu sein. Mit super Meerblick vom Bulli aus, konnten wir so zu Abend essen (Vietnamesische Sommerrollen mit Erdnusssauce - einfach und genial!
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Trotz größerer Pfützen um uns herum, die durch Regen in der Nacht entstanden waren und nun auf der Wiese standen, schafften wir es am nächsten Morgen problemlos wieder den Platz zu verlassen. Wir haben in solchen Situationen immer erstmal Zweifel, ob es einfach so gelingen wird, meistens unbegründet. Direkt nach Porto reinfahren wollten wir nicht. Deshalb wählten wir einen Parkplatz neben der Bahnstation in Vila Nova de Gaia, ein Ort, der direkt neben Porto liegt, um die Möglichkeit offen zu lassen, mit der Bahn hineinzufahren. Es war aber auch möglich von dort aus zu laufen. Leider war der Parkplatz voll und wir mussten uns eine Alternative suchen. Fast wären wir beim Ausfahren an einem Smart hängen geblieben, der sogar schon in dritter Reihe parkte und so den Durchfahrtsweg sehr schmal machte. Um die Ecke fanden wir neben dem Supermarkt Mercadona einige Längsparkplätze in einer ruhigen Seitenstraße. Ein großer Camper stand auch schon dort und so gesellten wir uns dazu.

Wir entschieden uns dazu erstmal zu laufen - es nieselte ab und an zwar noch etwas, aber mit Regenjacken sollte es gehen. Der erste Teil der Strecke war unspektakulär. Erst als wir zu einer Erhöhung kamen, konnten wir auf Porto und die vielen Brücken, die über den Fluss Douro, von Vila Nova aus dorthin führten, blicken. Jetzt kamen uns auch offene kleine Loks (Magic Trains genannt), die Tourirundfahrten machten, sowie die uns bekannten TukTuk's mit Insassen entgegen. Nach 25 Minuten erreichten wir die Aussichtsplattform Serra do Pilar, die wir angesteuert hatten. Es war ziemlich kühl und windig dort, doch der Blick den wir von hier aus auf Porto mit seiner berühmten Brücke Dom Luis, den Fluss Douro, den Jardim do Morro und auch die alte Zahnradbahn hatten, entschädigte dafür sofort. Neben uns auf der Plattform stand eine hübsche kleine Kirche und sorgte für ein tolles Fotomotiv, mit den vorbeiziehenden TukTuk's, die ihre Touris natürlich auch alle hier abluden. Wir liefen die Straße wieder herunter und schlenderten durch den hübschen kleinen Park Jardim do Morro. Hier fand man neben Palmen und einigen Bänken auch eine große Wiese, auf der viele Menschen saßen. Von hier aus hatte man ebenfalls noch einen tollen Blick auf Porto, da man immer noch sehr hoch lag. Der Spot soll auch klasse sein, um Sonnenuntergänge anzuschauen. Am Parkende stand eine Sängerin mit Gitarre und sorgte für ein angenehmes Ambiente. Eine Seilbahn, mit der man vom Fluss ganz unten, bis hier hoch fahren konnte, kam im Gebäude neben uns an. Die Fahrt kostete einfach 8 €. Da nahmen wir doch lieber die Treppen nach unten. Wir kamen nach einem Abstieg über Treppen und danach über eine steile Straße, am Fuße der Dom Luis Brücke heraus. Man kann die Brücke entweder hier unten oder oben, wo wir eben noch gestanden hatten, überqueren. Für den heutigen Tag wollten wir allerdings hier in Vila Nova de Gaia bleiben und erst am Folgetag nach Porto rüberlaufen. Der Fluss trennt die beiden Orte voneinander. Es fühlt sich dennoch irgendwie so an, als wären wir jetzt schon in Porto, denn an der Uferpromenade, an der wir dann unten entlanggingen, fand man einen Portweinkeller neben dem anderen. Es waren Schilder am Fluss entlang aufgereiht worden, mit sämtlichen Portweinkellereien hier in Vila Nova de Gaia und in Porto. Die meisten der Keller befanden sich allerdings in Vila Nova. Man spricht dennoch immer nur vom Wein aus Porto. Alte Boote mit Portweinfässern darin, ankerten direkt davor. Mit diesen Booten war früher der Portwein von hier aus in alle Welt geschifft worden. Das ist auch der Grund, wieso dieser Wein, dessen Trauben im gesamten Dourotal angebaut werden, sich "Portwein" nennt. Wir schauten beim Erzeuger Calem und Sandemann kurz herein und machten uns schlau, was ein Portweintasting kosten sollte. Das Ambiente im Weingut Calem hatte richtig Stil. So fand man in den alten Gemäuern große Weinfässer und einen interessanten Verkaufsraum wieder. Die Führungen in den Keller fanden dahinter statt. Wir wollten erstmal weitere Vergleichswerte einholen, bevor wir eine machten. Denn 30 € pro Person um 4 Gläser Portwein mit je 0,1 l zu probieren, war uns doch etwas zu teuer. Die Sandeman Kellerei hatte einen unspektakuläreren Eingangsbereich und wirkte eher wie ein stilles Museum. Die Preise waren auch hier ähnlich. Dazwischen befand sich das Weingut Kopke, dass damit warb einer der ältesten Portweinkellereien zu sein, doch die Preise waren hier noch höher. 

Weiter fanden wir an der Uferpromenade einen sehr speziellen Laden namens Sardinha Portuguesa der mehrere Filialen in Portugal hat. Wir waren schon einige Male daran vorbeigelaufen, doch dieses Mal gingen wir hinein. Plötzlich waren wir im Zirkus. Eine lustige Musik dudelte laut als wir eintraten. Die Wände waren alle komplett voll mit Büchsen - Fischbüchsen um genau zu sein. Dieser Laden verkaufte ausschließlich diese bunt bemalten Konservendöschen mit verschiedensten Fischsorten darin - Sardinen, Thunfisch, Lachs, Garnelen, Butterfisch, Aal uvm. Die goldene Fischbüchse darunter war die teuerste - Sardinen mit Blattgold für 22 € die 115 g Büchse. Generell kostete die günstigste Büchse 6 €. Es gab sogar ein zweites Stockwerk, in dem im hintersten Eck ein großer Tresor stand. Darin waren einige der goldenen Büchsen aufeinandergestapelt worden und sahen aus wie Goldbarren im Tresor. Davor stand ein junger Verkäufer in seiner Zirkusuniform. Wir kamen mit ihm ins Gespräch und erfuhren, dass in dem Laden seit er hier arbeitet (inzwischen fast zwei Jahre) immer die selbe Musik laufe. Er wiederholt seine Texte bei Kunden die Fragen haben auch ständig und fühlt sich schon wie ein Roboter. Es kämen Menschen aus sämtlichen Ländern hier her, nur um die Büchsen zu kaufen. Ein seltsamer Kult. Wir glauben es tat dem jungen Kerl gut, mal über etwas anderes reden zu können mit uns. Unten standen auch nochmal 5 Angestellte, in der selben Kleidung, herum. Sie wirkten alle etwas gelangweilt. Wieso man in dem kleinen Laden, mit der überschaubaren Kundenmenge so viele Angestellte benötigte, war uns schleierhaft. Wir kauften nichts, nahmen diese interessante Erfahrung aber mit und teilen sie gerne mit euch. Für Fischesser und Sammler ist der Laden sicher ein Muss.

Ein paar Häuser weiter stolperten wir schon in den nächsten coolen Laden - das Pastel de Bacalhau Haus. Es dreht sich dort alles um die goldene Kartoffel, die wir schon in Lissabon gesehen und bislang noch nicht probiert hatten. Sie wurde hier in tollem antiken Ambiente, im Stil einer alten Bücherei, zusammen mit einem weißen Portwein, verkauft. Ein Pianist saß die Treppe hinauf auf einer Empore an einem Klavier und verbreitete eine entspannte Stimmung. Die Treppe weiter hinauf, erreichte man einen innenliegenden Balkon, der sich rundherum zog. Bänke luden dort ein sich zu setzen und die Kartoffel zu genießen. Wir verzichteten auf den Portwein (1 kleines Glas 10 € - man kann es auch übertreiben) und kauften nur für stolze 5 € eine Kartoffel. Gefüllt war diese mit dem würzigen Estrella Käse und Kabeljau. Es schmeckte wie eine Fischfrikadelle mit würzigem Käse. Soweit ganz lecker, nur der Preis dafür war zweifelsohne übertrieben für den kleinen Snack. Endlich hatten wir herausgefunden, was es mit der goldenen Kartoffel auf sich hat.

Die Dämmerung näherte sich langsam und es begann auch schon wieder zu regnen. Wir beschlossen erstmal zurückzugehen und unsere weitere Portweinreise auf den Folgetag zu verschieben. Auf dem Rückweg liefen wir mitten durch Vila Nova de Gaia. Hier lebten die Einheimischen - fern vom Touritrubel am Fluss. Wir fanden ein Lokal, dass die Francesinha in verschiedenen Variationen verkaufte. Im Blogbeitrag "Schwimmen in der Schlucht" hatte uns das deutsche Mädel von dieser deftigen Nationalspeise berichtet. Seitdem wollten wir diese gerne probieren. Das Restaurant hatte leider geschlossen. Gegebenenfalls könnten wir am Folgetag dort etwas essen gehen, zudem wir hier nur noch 10 Gehminuten vom Bulli entfernt waren. Zurück am Bus machten wir uns den Spaß und kauften im danebenliegenden Mercadona noch eine Flasche günstigen Ruby Portwein. Wir wollten erstmal versuchen, wie Portwein überhaupt schmeckt. Tatsächlich sagte uns sogar dieser günstige Supermarkt Port für nur 4,50 € die Flasche zu. Beflügelt vom Wein buchten wir noch am selben Abend über das Internet ein Portweintasting mit Stadtrundfahrt durch Porto im Magic Train, für den Folgetag. Für nur 14 € pro Person war das ein Schnäppchen! Da der andere große Camper immer noch stand, beschlossen wir ebenfalls die Nacht hier zu verbringen. Die Ausgangslage für Porto war einfach perfekt und taugte uns auch für den Folgetag. 


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