Porto - die Stadt des Portweins - Teil 2

Veröffentlicht am 9. Juni 2024 um 22:39

An unserem zweiten Tag in Vila Nova de Gaia / Porto regnete es immer noch. Nachdem der schlimmste Regenguss nachgelassen hatte, liefen wir wieder los gen historisches Zentrum von Porto. Wir steuerten dazu direkt die Ponte Dom Luis an und überquerten diese auf der oberen Ebene. In der Mitte befand sich die Bahnstrecke und links bzw. rechts daneben der Fußgängerbereich. Die Höhe war Marilyn gar nicht geheuer, denn man konnte direkt zwischen Fußgängerweg und Bahngleisen durch eine Ritze nach unten sehen. Man hatte allerdings einen super Ausblick auf den Douro und die Umgebung, sowie auf die alte Zahnradbahn, die direkt neben der Stadtmauer aus dem 14. Jahrhundert entlang fährt. Auf der anderen Seite angekommen waren wir erstmals offiziell in Porto.

Noch bevor wir die Kathedrale, die nur wenige 100 Meter von der Brücke entfernt liegt, erreichten, kam der nächste Regenguss herunter. Wir konnten uns gerade noch in den kleinen Eckladen flüchten, in dem wir am Vortag online unsere Stadtrundfahrt mit Portweintasting gebucht hatten. Dort erhielten wir unsere Tickets für die Fahrt. Die Nächste startete in 30 Minuten und wir beschlossen aufgrund des Regens gleich diesen Zug zu nehmen. Die Wartezeit nutzten wir um zum McDonalds um die Ecke zu schauen. Natürlich nicht zum Essen, sondern um den schönsten McDonalds der Welt zu sehen. Die Fast Food Kette befindet sich nämlich in einem richtig tollen historischen Gebäude, dessen Innendekoration aus den 30 er Jahren erhalten blieb. Securitys bewachen den Eingang, über dem eine große Adlerfigur thront. Wenn man eintritt sieht man erstmal kaum etwas außer vielen Menschen. An der Decke hängen Kronleuchter, sowie Stuckarbeiten, die Wände sind teilweise verspiegelt und mit Holzvertäfelungen versehen und über der Theke besteht die Wand aus gläserner Kunst. Edel edel. 

Schnell hasteten wir zurück zum Startpunkt unserer Sightseeing Tour. Der Weg hat aufgrund einiger Ampeln und Menschenmengen doch etwas länger gedauert als gedacht. Wir schafften es noch rechtzeitig in die bereits bereitstehende kleine Diesellok einzusteigen. Mit ein paar wenigen anderen Touris saßen wir auf einfachen Plastiksitzen in der Lok, deren Fahrgastraum bis auf eine Überdachung komplett offen war. Etwas ruckelig ging es los und ein bekannter Dieselgestank stieg uns in die Nase - das roch wie bei unserem Bulli, nach dem Anfahren. Angenehme stimmungsvolle Musik begann aus den Lautsprechern zu dröhnen, während wir durch die Stadt fuhren. Das erste Ziel war das Weingut Real Companhia Velha, in dem wir das Portweintasting durchführen würden. Ein Audioguide schaltete sich zwischendurch an interessanten Stellen immer wieder mal ein und berichtete auf mehreren Sprachen etwas zum passierten Objekt. Leider war dieser akustisch fast nicht zu verstehen, zudem die einzige Sprache die wir verstanden auch noch englisch war. Einen deutschen Sprachguide hätten wir vielleicht gerade so verstehen können. Wir fuhren dieses Mal über eine andere Brücke über den Douro River, da der Weinkeller in Vila Nova de Gaia liegt. Tatsächlich waren wir sogar am Vortag, ohne es zu bemerken, daran vorbeigelaufen.

Die Angestellten des Weinguts standen schon draußen bereit und begrüßten uns nett. Wir wurden in einen Vorführraum geführt und durften erstmal einen kurzen Film zum Weingut ansehen. Hauptsächlich ging es darin um das Dourotal, das sich östlich von Porto befindet und wo die Portweintrauben herkommen. Englische Untertitel halfen uns dabei den Inhalt zu verstehen. Danach wurde die Gruppe auf Führer verschiedener Sprachen aufgeteilt und es ging in den Weinkeller. Wir hatten eine engagierte Führerin, die die Führung auf englisch mit uns machte. Riesige Fässer, in denen die Portweine reiften, lagerten in dem Weinkeller, durch den wir liefen. Das größte Fassungsvermögen umfasste 1 Mio. Liter und war damit der größte Tank den es in Europa gab. Davon hatten sie sogar 6 Tanks auf dem Gelände. Der älteste Portwein in diesem Keller war 140 Jahre alt und kostete 3000 € die Flasche. Die Trauben wurden heutzutage aus dem Dourtal mit LKW's hergefahren und dann im Weinkeller gelagert und reifen gelassen. Die Weiterverarbeitung und Abfüllung fand ebenfalls hier statt. Dieses Weingut war eines der ersten, die den Transport vom Boot auf den LKW umstellte.

Danach ging es in einen Verkostungs- & Verkaufsraum. Dort durften wir uns an einen runden Tisch setzen und jeder erhielt zwei Gläser Portwein zum testen - beides junge Portweine, ein Tawny rot und ein Ruby weiß. Der weiße Port schmeckte wie ein süßer milder Saft. Der rote Tawny sagte uns mehr zu und war deutlich besser als unser Supermarkt Port vom Vortag. Wir unterhielten uns danach noch mit unserer Führerin und ließen uns einen 7 Jahre alten Tawny Portwein empfehlen, den wir dann auch kauften. Nochmal ein besserer Tropfen, als den, den wir eben probiert hatten. Wir waren gespannt darauf. Kurz darauf wurden wir wieder vom Magic Train abgeholt und die Fahrt ging zurück ins historische Zentrum von Porto.

Inzwischen blieb es trocken und machte die Rundfahrt entspannter. Wir umrundeten den Platz Praca da Batalha, an dem eine Porto typische Kirche stand (blau-weiße Vertäfelungen an der Außenfassade), die Markthalle, fuhren am Bahnhof vorbei, passierten ein paar enge Gässchen und das war es auch schon. Nicht mal zur Kathedrale waren wir hochgefahren, obwohl es auf dem Weg gelegen hätte. Für die Weinprobe hatte es sich in unseren Augen rentiert, für die Stadtrundfahrt definitiv nicht. Dann mussten wir den Rest eben doch selbst ablaufen. Leider haben wir vergessen ein Foto vom Magic Train zu machen, da wir uns während der Rückfahrt nett mit einem anderen deutschen Pärchen unterhalten hatten und am Schluss mit verabschieden beschäftigt waren. 

Auf dem Kathedralenplatz stand neben der für Portugal typischen Kathedrale, noch ein interessanter Turm, der vermutlich einen religiösen Hintergrund hatte. Man hatte von hier auch eine schöne Aussicht auf die vielen kleinen Türmchen der umliegenden Kirchen und auf die vielen alten Gebäude der Altstadt. Nächstes Ziel: Der Bahnhof Sao Bento. Die Bahnhofshalle wurde 1916 eröffnet und zählt zu den 10 schönsten Bahnhöfen der Welt. Die Innenwände bestehen aus 20.000 Azulejos (bunt gestaltete, per Hand gemalte Keramikkacheln). Das blau-weiße Gemälde darauf erzählt die Geschichte von Porto. Als wir dort ankamen tanzten gerade einige Mädchen mitten in der Halle zu lauter Musik. Es sah aus wie ein Tanz, den auch Menschen aus dem Publikum mitmachen konnten, denn einige der Tänzerinnen konnten es, andere versuchten es. Direkt vor dem Bahnhof beginnt die berühmte Einkaufsstraße Rue des Flores. Am Eingang der Straße boten junge Männer mit Instrumenten und Gesang eine kleine Vorführung dar. Ein Blick in die Straße zeigte, dass diese einfach nur überlaufen war. Wir gingen lieber einen anderen Weg zum Torre dos Clerigos. Dabei handelt es sich um eine Kirche, deren Turm 80 Meter hoch ist. Man kann dort hochsteigen und soll eine tolle Aussicht auf Porto haben (natürlich bezahlt man dafür). Kurz danach erreicht man die Livoria Lello - die Bücherei, welche J.K. Rowling als Inspiration, für einige Handlungsorte in der Harry Potter Reihe, nahm. Wir hatten gelesen, dass man mittlerweile sogar nur um einmal hereinzuschauen, 8 € Eintritt zahlte. Wenn man aber etwas kaufte, dann wurde einem der Eintritt erlassen. Leider hatte die Bücherei geschlossen, denn wir hatten den 1. Mai. Auch in Portugal ein Feiertag. Daran hätten wir auch mal früher denken können. Sicher mit ein Grund, wieso heute in Porto recht viel los war. 

An einer Straßenmusikerin vorbei erreichten wir den hübschen Platz Praca de Gomes Teixeira mit einem Brunnen, Bänken und Palmen darauf. Am Ende dieses Platzes steht die Kirche Igreja do Carmo. Das Interessante an dieser Kirche ist, dass es sich dabei eigentlich um zwei Kirchen handelt. Früher durften zwei Kirchen nicht direkt nebeneinander stehen, deshalb wurde in die Mitte ein 1,50 m breites Haus gebaut - das schmalste Haus Portos. Wir passierten einen süßen kleinen Stadtpark mit einem schönen Uhrturm. Auch hier hielten sich einige Menschen auf. Direkt daneben fuhr eine alte Straßenbahn - sehr ähnlich der alten Trams in Lissabon. Porto und Lissabon waren sich im Grunde schon sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, das Porto gefühlt etwas gemütlicher war. 

Das nächste Ziel war der Parque de Virtudes, der Ebenen auf verschiedenen Höhen haben soll und dadurch tolle Blicke auf den Douro gewährt. Wir passierten ein Kneipenviertel, das gut von jungen Leuten besucht war und betraten den Park. Über einige Treppen ging es nach unten. Wir wunderten uns etwas darüber und bemerkten leider zu spät, dass wir am Rande des Parkes nach unten gelaufen waren, anstatt weiter oben durch die Ebenen zu gehen. Wir hatten vermutlich den falschen Eingang gewählt. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit und einem dringenden Bedürfnis beschlossen wir den Park zu skippen und weiterzuziehen. Etwas schade war es dennoch. Über die restlichen Treppen und durch süße kleine Gassen, gelangten wir wieder nach unten an die Uferpromenade - dieses Mal auf der anderen Flussseite als am Vortag. Zum Abschluss schlenderten wir an der Uferpromenade entlang zurück gen Brücke. Dabei passierten wir einige Restaurants, Bars und sonstige Geschäfte. Es war ziemlich viel los und deshalb entschieden wir uns dagegen irgendwo einzukehren, da wir keine Schlange stehen wollten. Zurück überquerten wir die Dom Luis Brücke auf der unteren Ebene - was viel entspannter war. Hier konnten auch Autos den Fluss überqueren. Auf dem Rückweg liefen wir nochmal an dem Francesinha Lokal, das wir am Vortag gefunden hatten, vorbei, mit der Idee dort etwas zu essen. Leider hatte es heute ebenfalls geschlossen - vermutlich wegen unserem heutigen Feiertag. Kurz bevor wir am Bulli ankamen blitzte und donnerte es plötzlich und beschleunigte, vor allem Marilyns Schritte. Wir hatten es gerade so geschafft vorm Unwetter zurückzukommen.

Den erfolgreichen Portobesuch beendeten wir mit einem leckeren Tapasteller mit einem Schluck Portwein dazu. 


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